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Interview: Kollektiv 14

    Das Kollektiv 14 ist ein Zusammenschluss von drei Künstler*innen aus Wien. Vorwiegend setzt das Kollektiv experimentelle Kurzfilme um, die sowohl auf internationalen Filmfestivals als auch im musealen Bereich zu rezipieren sind. Bei Letzterem werden die Filme meist auf Fernseherinstallationen, die eigens für den jeweiligen Film kreiert wurden und auch in ihrer Form auf den filmischen Inhalt anspielen, gezeigt. Themen, die unter anderem in den Werken verhandelt werden, sind Körperlichkeit, Gender, Subjektauflösung, Sexualität und Postmoderne.

    https://www.instagram.com/kollektiv_14

    Wann habt ihr angefangen, mit explizitem / pornografischem Material zu
    arbeiten?

    2022 besuchten zwei von uns ein Masterseminar der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien, in dem das Auto, der sexuelle Fetisch nach Sigmund Freud und der Warenfetisch nach Karl Marx im weitesten Sinne verhandelt wurden. Es entstand die Idee, einen Kurzfilm zu drehen, in dem das Auto im Sinne beider Theorien erforscht wird. Als Abschlussarbeit für dieses Seminar entstand unser erster Film CAR LOVE (2022). Der Film stellt Männlichkeit auf die Probe, indem der Protagonist sexuelle Handlungen in BDSM-Kleidung an seinem Auto vollzieht und dieses auch nach dem Höhepunkt liebkost. 


    Was war / ist eure Motivation, mit explizitem / pornografischem Material
    zu arbeiten?

    Porno kann unglaublich vielseitig und humorvoll sein – und eben auch immer mehr als „nur“ Porno. Wann Körperlichkeit durch den sexuellen Aspekt zu Pornografie wird, scheint auch für uns nicht klar abgegrenzt zu sein. Wir sehen das pornografische Moment jedenfalls als eine Art Tool für unsere Kunst.


    Was ist der Unterschied zwischen Mainstream-Pornografie und Post-Porn?

    Post-Porn ist vielseitiger, spannender und überschreitet Grenzen, die Mainstream-Pornografie nicht durchbrechen kann.  


    Welche Themen oder Geschichten möchtet ihr erzählen?

    Wir wollen in unseren pornografischen Arbeiten vordergründig Männlichkeit unter einem kritischen Gesichtspunkt verhandeln. Hinter dem Ganzen steckt zwar auch eine wissenschaftliche Theorie, das muss aber nicht direkt für alle Rezipient*innen sichtbar sein, geschweige denn verstanden werden. Zudem darf bei unseren Filmen auch gerne gelacht werden – durch einige groteske und absurde Szenen ergibt sich das auch oft.


    Was sind eure ethischen Standards in euren Filmen?

    Wir arbeiten meist nur zu dritt an den Projekten, das macht es recht einfach, ein ethisch einwandfreies Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen.


    Was sind eure ethischen Standards in eurer Produktion / am Set?

    Wie gesagt ist es in unserem Fall recht simpel, wenn wir am Set sind, wissen bereits alle Bescheid, was wir kreieren wollen, und viel entsteht bei diesen Drehs auch durch das gemeinsame Experimentieren am Set.


    Wie finanziert / fördert ihr eure Projekte?

    Das Kollektiv 14 finanziert alle Filme aus eigener Tasche. Nicht low, sondern zero Budget!


    Wie arbeitet ihr mit anderen Filmemachern oder Darstellern zusammen /
    vernetzt ihr euch?

    Bis jetzt haben wir nicht wirklich mit anderen Filmemacher*innen oder Darsteller*innen zusammengearbeitet, da ein Merkmal unserer pornografischen Filme immer der gleiche Darsteller ist, welcher sexuelle Handlungen an Dingen vollzieht, die auf den ersten Blick nicht sexuell aufgeladen sind. Diese Dinge stellt man im „common sense“ zwar meist nicht auf eine sexuelle Ebene, sie sind aber in unserem gesellschaftlichen Kontext stark an der Herstellung von Männlichkeit beteiligt. Aufgrund unserer bisherigen Handschrift hat sich also nie ein Filmkontext ergeben, indem wir diese Kooperationen heranziehen.


    Welche Rolle spielen (Post)-Pornofilmfestivals für eure Arbeit?

    Diese Festivals haben unseren Horizont auf jeden Fall erweitert, und uns auch geholfen, uns selbst im Post-Porn zu verorten. Wie gesagt entstand unser erster Film nicht direkt aus dem Gedanken heraus, einen Porno zu produzieren, aus Neugierde reichten wir ihn aber beim Porn Film Festival in Wien ein. Aufgrund des unerwartet positiven Feedbacks dort und vieler großartigen Erfahrungen produzierten wir dann unsere weiteren Filme.


    Wie beeinflusst das Internet eure Arbeit?

    Natürlich ist jede*r Einzelne von Mainstream-Pornografie beeinflusst. Da die Filme, die wir bis jetzt gemacht haben, sich aber sehr weit weg davon bewegen, hält sich die Beeinflussung des Internets auf unsere Arbeit in Grenzen.


    Teilt ihr eure Arbeiten auf Plattformen wie Onlyfans, Fansly oder
    Pinklabel oder sogar Pornhub?

    Aus finanziellen Gründen haben wir uns tatsächlich einmal überlegt, unsere Filme auf Pinklabel zu teilen, haben uns aber dann dagegen entschieden.


    Wie arbeitet ihr mit sozialen Medien?

    Wir haben einen Instagram Account, auf dem wir ab und an neue Filme oder Veranstaltungen teilen und anpreisen. Hier könnten wir aber wirklich aktiver sein…


    In der Zeit, in der ihr in diesem Bereich arbeitet: Was waren die
    größten Veränderungen?

    Das eigene Bewusstsein und Selbstverständnis wurde im Laufe der Zeit extrem geschärft. Und natürlich, wie vielfältig (Post-)Porno sein kann!


    Wie offen kommuniziert ihr mit euren Freunden und eurer Familie über
    eure Arbeit?

    Hier haben wir drei alle eine andere Erfahrung. Der kleinste gemeinsame Nenner: Unsere Familien wissen, dass wir Kurzfilme machen. Dass sich darunter auch pornografische Produktionen befinden, wissen nicht alle.

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